In der Notaufnahme muss er im kalten Vorraum warten, weil keine Besucher erlaubt sind. "Ruf Papa an, er soll dich abholen." Mein Handy warnt vor Eisglätte. Ich starre zwei Stunden lang die grünen Möbel der Klinik an, während ich in Gebärhaltung an eine Kommode lehne. Die Ärztin sagt, dass ihr meine Symptome „nicht gefallen", ihr Kollege schickt mich an die Uniklinik. "Dort gibt es eine Neurochirurgie, falls was ist." Falls was ist??? Leichte Panik.
Mein Ex wohnt in der Nähe der Klinik und kann mich mitnehmen. Der Parkplatz ist bereits mit Eis bedeckt. Ich und der Schmerz rutschen zusammen mit der Angst vor dem Sturz. Ich wärme den frierenden Sohn. Sein Papa rutscht auf uns zu. Aber es ist unmöglich, zur anderen Notaufnahme zu kommen: Die Straße ist wie ein Spiegel, das Auto rutscht. Wir stecken fest: Vor uns sind Steine und Büsche, hinter uns ein Hügel. Unter uns sind Eis und Allwetterreifen. Der Ex hat aufgehört zu scherzen, ein schlechtes Zeichen. Quälend langsam fährt das Auto auf die Straße und wir fahren zum Haupteingang. Inzwischen ist das Eis noch dicker. "Bleib sitzen, steig bloß nicht aus!", der ungewohnte Ton des Ex ließe ich zusammenzucken, wenn er nicht so weh täte. Ich habe die bequemsten, aber auch die rutschigsten Stiefel an. Er begleitet mich zum Eingang und fährt unser Kind nach Hause.